Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Samstag, 21. November 2020
Alimentarstiftungen unter Kaiser Trajan
Die wohl bekannteste sozialpolitische Maßnahme Kaiser Trajans, die sogenannten Alimentarstiftungen, gehen auf Nerva zurück, aber dessen kurze Regierungszeit führte dazu, dass vor allem Trajan dieses System etablierte. Aber es gibt auch frühere Beispiele von Privatleuten, die einen solchen Weg der Wohltätigkeit gingen.
Durch die Alimentarstiftungen schufen die Kaiser eine Institution, die Mittel bereitstellte, aus denen Kinder in verschiedenen Städten Italiens finanziell unterstützt wurden. Durch eine Inschrift aus der antiken Stadt Veleia sind wir über die Details der Stiftung für jene Gegend ziemlich genau informiert.
Trajan stellte eine Summe aus dem Fiscus, einer Staatskasse, über die nur der Kaiser verfügte, zur Verfügung, in diesem Fall 1.116.000 Sesterzen. Diese Summe wurde zu Hypotheken, die – im konkreten Fall – 51 Grundbesitzer zum günstigen Zinssatz von fünf Prozent aufnahmen. Ihre Grundstücke hatten einen insgesamt weitaus höheren Wert und dienten als Sicherheit. Die jährlichen Zinsen wurden an Familien mit Kindern ausgezahlt. Berechtigt war jeweils nur ein Kind pro Familie. Nach welchen Kriterien diese Berechtigung vergeben wurde, ist nicht bekannt. In unserem Fall erhielten 266 Jungen je 16 Sesterzen monatlich und 6 Mädchen je zwölf Sesterzen. Man kann annehmen, dass die Familien vor allem Söhne zur (höheren) Unterstützung anmeldeten und die wenigen Mädchen in Familien lebten, in denen es keine Söhne gab. Die regelmäßigen Geldzuwendungen nützten der gesamten Familie. Bevorzugt waren legitime Nachkommen, aber die Tafel erwähnt auch einen illegitimen Jungen und ein illegitimes Mädchen, die unterstützt wurden.
Dies war nur ein Beispiel von vielen. Trajan und nachfolgende Kaiser haben mehrere Städte auf diese Weise bedacht, und andere vermögende Römer folgten dem Beispiel der Herrscher. Plinius der Jüngere berichtet in seiner Briefsammlung (VII, 18), wie er Kinder in seiner Heimatstadt Comum (Como) unterstützte: „Ich habe für 500.000 Sesterzen, die ich als Unterstützung für freigeborene Jungen und Mädchen versprochen hatte, Land aus meinem Besitz, das einen viel höheren Wert hatte, dem Geschäftsführer der Gemeinde verkauft. Dieses habe ich gegen eine jährliche Rente von 30.000 Sesterzen wieder zurückgenommen. Denn dadurch ist für die Gemeinde das Kapital nicht gefährdet, und auch der Zinsertrag ist gesichert; und das Land wird deshalb, weil es viel mehr als die Rente einbringt, immer einen Herrn findet, der es bewirtschaftet.“
Es sind schon Zweifel daran geäußert worden, ob sich überhaupt genügend Kreditnehmer für diese Maßnahme fanden, und ob es nicht nötig war, Leute dazu zu zwingen. Letzteres halte ich für unwahrscheinlich. Trajans Grundsätze sind aus seinem Briefwechsel mit Plinius ziemlich genau bekannt. In X, 54 fragt Plinius wegen Gemeindegeldern in Bithynien an, die als Kredite an Grundbesitzer angelegt werden sollen. Es findet sich aber niemand, der zu den üblichen 12 % Zinsen Schulden machen möchte. Plinius fragt den Kaiser, ob der Zinsfuß gesenkt werden solle, und hat auch eine Alternative im Sinne: die Ratsherren könnten gezwungen werden, auf diese Weise ihren Gemeinden Sicherheit zu geben. Trajan spricht sich für eine Senkung des Zinsfußes aus und lehnt den Alternativvorschlag mit deutlichen Worten ab: „Leute gegen ihren Willen zur Annahme von Darlehen zu nötigen, die für sie möglicherweise nur totes Kapital darstellen, das entspricht nicht dem Rechtsgefühl unserer Zeit.“ (X, 55).
In einem anderen Fall geht es darum, ob Ratsherren, die ehrenhalber, über die gesetzliche Zahl hinaus, in die Kurie gewählt werden möchten, ein Antrittsgeld zahlen sollen. Trajan verweist auf die Gesetze der jeweiligen Städte zur Orientierung, meint aber diplomatisch, dass diejenigen, die ehrenhalber Ratsherren werden wollten, so handeln sollten, dass sie aufgrund einer Leistung anderen vorgezogen werden. Hier geht es nicht um Zwang, sondern um Freiwilligkeit, und bei den Alimentar-Krediten mag es ähnlich gewesen sein. Wer ins kaiserliche System der Fürsorge einstieg, engagierte sich, tat etwas Gutes und bekam im Gegenzug mindestens öffentliches Ansehen, vielleicht aber auch Beförderungen, Vergünstigungen … für sich selbst, für Angehörige und gute Bekannte. Wohltätigkeit war schon immer wichtig und lobenswert, aber nie ganz uneigennützig. >
Trajans Nachfolger behielten die Alimentarstiftungen bei. Noch aus dem dritten Jahrhundert sind Beamte dieser Institution belegt.
Literatur:
Wikipedia: Veleia
Plinius der Jüngere, "Panegyrikus", herausgegeben und übersetzt von Werner Kühn, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1985, ISBN 3-534-09220-1
Plinius, Sämtliche Briefe, Philipp Reclam jun., Stuttgart 1998, ISBN 3-15-059706-4
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