Sonntag, 4. März 2018

Essen und Trinken

Die einfachen Leute in Italien und den Provinzen ernährten sich von Getreide, der oft zu Brei verarbeitet wurde, Speck, Käse und Gemüse. Daran änderte sich auch in der Kaiserzeit wenig, vor allem auf dem Lande. Nach 174 v. Chr. gab es dann die ersten Bäcker in Rom, und Brot wurde zu einem wichtigen Nahrungsmittel.

Die Auswüchse eines verschwenderischen Tafelluxus prägen das Bild, das wir heute vom antiken Rom haben. Man muss aber bedenken, dass es sich dabei um Ausnahmen handelte und nur Angehörige der Oberschicht in solchem Luxus schwelgen konnten, wofür sie schon von Zeitgenossen getadelt wurden. Man denkt sofort an Lucullus, der sich nach Beendigung seiner politischen Karriere ganz dem Schlemmen zuwandte. Er importiere den Kirschbaum aus Kleinasien, der sich bald in Europa verbreitete. Zu jener Zeit begannen die Römer, Luxusgüter wie seltene Früchte, Gewürze und Tiere zum Verzehr aus dem Orient einzuführen.

Der Tagesablauf und die Abfolge der Mahlzeiten waren ähnlich wie heute in vielen Ländern des Mittelmehrraumes. Man stand bei Tagesanbruch auf, und erst gegen neun Uhr gab es ein bescheidenes Frühstück, bestehend aus etwas Brot und Käse. Auch das Mittagessen war vergleichsweise einfach. Es gab meist Reste vom Vortag, die schnell nebenbei gegessen wurden. Gegen siebzehn Uhr begann die Hauptmahlzeit, die sich in vornehmen Häusern über mehrere Stunden hinzog. Zu allen Mahlzeiten wurde vermischter Wein getrunken. Von Hadrian ist überliefert, dass er zum Frühstück keinen Wein trank - offenbar eine erwähnenswerte Ausnahme.

Die einfachen Leute in den Städten hatten meist keine Möglichkeit, zuhause zu kochen. Deshalb aßen sie in Gaststuben oder in einer Bar, wo es ein breites Angebot an Speisen gab: Brot, gegrilltes oder geschmortes Fleisch, Würstchen, Teigtaschen, Oliven, Süßigkeiten. Die alten Römer sollen auch schon Teigböden belegt haben ähnlich der heutigen Pizza, nur fehlten ihnen die Tomaten. Luxusrestaurants gab es in der Antike nicht. Die Gaststuben wurden nur von Angehörigen der unteren Schichten aufgesucht und die Mehrheit der Bevölkerung wurde selten richtig satt.

In der frühen Kaiserzeit bis ins Vierkaiserjahr hinein nahm der Luxus Ausmaße an, über die man nur den Kopf schütteln kann. Manche Römer, speziell Kaiser wie Caligula, Nero und Vitellius, gaben Vermögen für Gastmähler aus. Die Verschwendung wurde zum Ziel satirischer Schriften wie dem "Gastmahl des Trimalchio" von Petronius. Er erzählt auf amüsante Weise von der Protzerei eines reichen Emporkömmlings. Auch Seneca prangert solche Exzesse in seinem Ausspruch an: "vomunt ut edunt, edunt ut vomant" - sie erbrechen, um zu essen, und essen, um zu erbrechen. Manche seiner Zeitgenossen mussten sich zwischendurch erleichtern, um sich durch all die Gänge essen zu können. Als Stoiker lehnte Seneca Völlerei und übermäßigen Luxus ab.

Eine Besonderheit der antiken Tischkultur war die Tatsache, dass man zur Tafel lag: Normalerweise waren drei Speisesofas (Klinen) um einen Tisch gruppiert, dessen eine Seite frei blieb, denn von dort aus wurde bedient. Die Sofas waren zum Tisch hin erhöht und jeweils drei Personen fanden auf einem Sofa Platz. Sie legten sich so, dass sie dem Tisch und den anderen Gästen zugewandt waren. Gegessen wurde mit nur einer Hand - und meist mit den Fingern. Besteck war unüblich; Sklaven zerlegten die Speisen in mundgerechte Stücke und servierten sie ihren Herren. Vornehme Gäste brachten auch eigene Diener mit. Die Antike war sehr gastfreundlich und man war immer auf unerwartete Gäste eingestellt. Außerdem erwarteten die Klienten Zuwendungen in Form von Lebensmitteln oder eine Einladung zu Tisch. In größeren Gesellschaften wurde an mehreren Tafeln gespeist. In Häusern, wo bessere Sitten herrschten, nahmen Frauen auf separaten Sofas Platz oder saßen auf Stühlen.

Unter den Flaviern und den nachfolgenden Kaisern kehrte eine gewisse Mäßigung ein. Immer mehr Provinzialrömer, von der stoischen Philosophie beeinflusst, dominierten die Oberschicht und stellten mit Trajan den ersten Kaiser. Umsicht und Vernunft waren angesagt. Zwar ist von Trajan und Hadrian bekannt, dass sie keine Kostverächter waren, aber sie übertrieben nicht.

Plinius der Jüngere berichtet von der Tafel Trajans: "Sie war bescheiden, wenn man an einen Kaiser denkt." (Plinius, Briefe, VI, 31 (13)). Er wollte sicher nicht den Eindruck erwecken, des Princeps Tafel wäre spartanisch. Er berichtet von Musik, Vorlesern und Gesprächen. Künstlerische Darbietungen und angeregte Diskussionen waren bei Gastmählern üblich. Leider erzählt Plinius nichts über die Speisen. Von einem Essen bei sich zuhause berichtet er in einem anderen Brief (I, 15) an einen Freund, der sich angekündigt hatte und doch nicht gekommen war: "Es gab einen Kopf Salat, für jeden drei Weinbergschnecken, zwei Eier, Graupen mit Honigwein und Eis, Oliven, Gurken, Zwiebeln, Mangoldwurzeln …" und andere Köstlichkeiten, die er nicht mehr präzisiert. Flamingozungen, Straußenhirn, Singvögel und exotische Fische fehlen in dieser Aufzählung. Auch Plinius war von der stoischen Philosophie beeinflusst und sprach sich für Mäßigung aus.

Zum Essen wurde Wein gereicht, oft gekühlt oder mit Wasser vermischt. Der Wein der Antike war schwer und ähnelte heutigen Dessertweinen. Man begann mit den feinsten Sorten und war im Laufe des Abends weniger wählerisch. Dem Gastmahl folgte meist ein Gelage, an dem Frauen und Kinder nicht mehr teilnahmen. Die alten Römer tranken oft und reichlich, auch über ein vernünftiges Maß hinaus. Vielen Persönlichkeiten wurde Trunksucht vorgeworfen: Marcus Antonius, Tiberius und auch Trajan. Ich halte es allerdings für übertrieben, ihn als Alkoholiker zu bezeichnen, wie das manche modernen Autoren tun. Dennoch wird Trajans Mundschenk Phaedimus sein Handwerk verstanden haben und zur Hauptmahlzeit gut beschäftigt gewesen sein.

Literatur:

Theodor Birt: "Aus dem Leben der Antike", Quelle & Meyer, Leipzig 1922

Georg Ürögdü: "Reise in das alte Rom", Prisma-Verlag, Leipzig 1966

Peter Conolly: "Die antike Stadt", Könemann Verlagsgesellschaft, Köln, 1998, ISBN 3-8290-1104-0

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