Sonntag, 28. Januar 2018

Zur See

Von Kaiser Trajan ist überliefert, dass er Meerfahrten liebte. Plinius der Jüngere berichtet darüber im Panegyrikus (81,4) und aus dem Partherkrieg ist bekannt, dass sich der Imperator eine Schifffahrt auf dem Persischen Golf genehmigte, wo er durch einen aufziehenden Sturm in Gefahr geriet. Mein persönlicher Schluss daraus ist, dass der Herrscher auch abenteuerliche Neigungen hatte. Darüber habe ich hier schon geschrieben.

Zwischen antiken Militär- und Handelsschiffen gab es beträchtliche Unterschiede. Kriegsschiffe waren schmal und leicht gebaut, fuhren in Küstennähe und transportierten natürlich Truppen. Die Soldaten gingen abends an Land, bauten Zelte auf, in denen sie übernachteten. An Land wurde auch gekocht. Schlafplätze und Kochstellen waren an Bord nicht vorgesehen. Diese Schiffe wurden gerudert, allerdings nicht von Galeerensklaven, sondern von Marinesoldaten. Die meisten Kriegsschiffe besaßen kaum Decksaufbauten. Sie verfügten über einen zerlegbaren Mast, der mitunter, wenn keine Gefechte zur See zu erwarten waren, auch an Land zurückgelassen wurde. Im Kampf bediente die Mannschaft Enterbrücken und Enterhaken, auch Geschütze, die Pfeile, Steine sowie Feuer schleuderten. Welche Geschütze und Entervorrichtungen zum Einsatz kamen, hing von der Größe der jeweiligen Schiffe ab. Die Soldaten waren mit pilum (Wurfspeer), kleineren Wurfpfeilen sowie Schild, gladius (Schwert) und Dolch bewaffnet.

Damit die schmalen Schiffe nicht kenterten, mussten sie Ballast - normalerweise Sand - laden. Sie legten mit dem Heck zum Land an. Die eindrucksvolle Filmszene in "Troja", bei der man zunächst das ganze Meer voller Schiffe sieht und dann ein Schiff nach dem anderen mit dem Rammsporn zuerst an den Strand gleitet, ist also mit Vorsicht zu betrachten. Die römischen Schiffe wurden vergleichsweise schnell gebaut und ihre Lebensdauer übertraf die der Kriegsschiffe des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit. Bedeutsam für den Truppentransport und den Nachschub waren auch kleinere Schiffe im militärischen Einsatz, die die Flüsse befuhren. Mehrere Darstellungen auf dem Relief der Trajanssäule zeigen den Kaiser und Soldaten an Bord solcher Schiffe.

Fracht - und Transportschiffe wurden nicht gerudert; sie segelten. Die Matrosen waren Sklaven. Diese Schiffe waren groß und dickbauchig und bedeutend seetüchtiger als Kriegsschiffe. Sie fuhren über das offene Meer und konnten auf Grund ihrer Masse auch in Zeiten, die als "unsicher" galten, segeln. Als "sicher" galt der Zeitraum vom 27. Mai bis zum 13. September. Vom 11. November bis zum 10. März ruhte die Handelschifffahrt völlig. Die Tragfähigkeit der großen römischen Frachter betrug weit über 1000 Tonnen. Jene Schiffe waren nötig, um die Getreideversorgung der Stadt Rom abzusichern. Das Getreide wurde aus Ägypten, Afrika, Sizilien und Spanien auf dem Seeweg nach Italien gebracht. Aber auch anderes Stückgut und Passagiere wurden befördert. Die Passagiere kampierten zumeist auf dem Oberdeck. Größere Schiffe hatten Deckshäuser für den Kapitän und seine Mitarbeiter sowie "Erster-Klasse" - Passagiere. Kabinen wie heute kannte man noch nicht. Es gab auch Handelsrouten bis nach Indien, die regelmäßig befahren wurden. Der Steuermann eines römischen Schiffes navigierte nach Landmarken, dem Stand der Sonne und der Sterne; er orientierte sich am Wind, an Strömungen und am Lot. Es gab auch Seekarten und nautische Messgeräte. Damals erreichten nur drei von vier Schiffen ihr Ziel; die Seefahrt war gefährlich. Hunderte antike Schiffswracks wurden im Mittelmeer geortet und untersucht, allein 21 um die Insel Mallorca herum.

Das römische Imperium verfügte über zwei Hauptflotten: Die Misenische Flotte, stationiert im Golf von Neapel, deren Kommandant Plinius der Ältere war, als es im Jahr 79 zum verheerenden Vesuvausbruch kam, sowie die Ravennatische Flotte. Außerdem gab es Provinzialflotten, voran die Britannische und die Germanische Flotte. Manche Flotten wie die Euphrat-Flotte existierten nur zeitweise, so unter Trajan im Partherkrieg. Erstaunlich finde ich die Tatsache, dass es bereits 15 v. Chr. eine römische Bodensee-Flotte mit Stützpunkt in Bregenz gab.

Literatur:

H.D.L. Viereck: "Die römische Flotte", Nikol Vlgs.-Ges., Hamburg, 1996, ISBN 3-930656-33-7

Sonntag, 21. Januar 2018

Pferde

In meinem Roman geht es immer wieder um Pferde. Eine der beiden Hauptfiguren wächst mit Pferden auf, wird Legionsreiter, Gardereiter, Stallbursche und Stallmeister. Auch der Pferdezüchter Julius aus Mogontiacum (Mainz) ist eine Schlüsselfigur zu diesem Thema. Obwohl er nicht lange "dabei" ist, zählt er zu meinen Lieblingsfiguren.

Die Pferde der Römer waren eher größere Ponys, aber es sind auch stattliche Tiere belegt, die vor allem von hochrangigen Persönlichkeiten geritten wurden. In Rom und Italien lag die Pferdezucht in der Hand vermögender Männer. Es war ein lukratives Geschäft, Pferde für die Zirkusrennen zu züchten. Die römische Armee hatte einen großen Bedarf an Pferden und Maultieren. In den Provinzen und an den Grenzen des Imperiums bezog man sie, wenn möglich, vor Ort. Julius, der ein Gestüt in der Nähe des Mainzer Legionslagers besitzt und eine villa rustica auf rechtsrheinischem Gebiet, versorgt das Heer und ist ehrgeizig genug, auch große, stattliche Offizierspferde zu züchten. Ich hoffe, in ihm eine relativ glaubwürdige Person erfunden zu haben. Seine Vorfahren waren Hermunduren, deren Siedlungsgebiet sich im ersten Jahrhundert vom heutigen Thüringen bis zum Main ausdehnte. Jenes Volk trieb regen Handel mit dem Imperium und eignete sich römisches Wissen an. Maureen Carroll nimmt in "Römer, Kelten und Germanen" an, dass die Hermunduren römische Rinder zu Zuchtzwecken importierten. Dafür sprechen Knochenfunde von Tieren aus Germanien. Warum sollte in der Pferdezucht nicht ähnlich verfahren worden sein?

Friesenpferde werden schon bei Julius Cäsar erwähnt. Die Merkmale der heutigen Rasse waren aber verschiedenen Einflüssen unterworfen und die "Urfriesen" sahen wohl etwas anders aus als heutige Friesen. Die alten Römer kannten noch keine Pferderassen, sondern züchteten bestimmte Eigenschaften von Pferden. In meinem Roman kommt ein Friesenpferd vor, und ich konnte nicht anders: es ähnelt "modernen" Friesen, die ich wunderschön finde.

Die Namen der Pferde bezeichneten oft Charaktereigenschaften oder körperliche Merkmale. Manche Tiere wurden nach Gottheiten oder der Gegend benannt, aus der sie stammten. Cassius Dio berichtet von Hadrians Pferd Borysthenes (Dnjepr), den der Kaiser bei der Jagd ritt. Ihm wurde nach seinem Tod ein Grab errichtet, dessen Inschrift Hadrian wahrscheinlich selbst verfasst hat. Von Trajan ist keine Vorliebe für ein bestimmtes Pferd überliefert. Aber zahlreiche Darstellungen der Trajanssäule zeigen ihn als Reiter, und sein Reiterstandbild auf dem Forum Traiani beeindruckte die Menschen noch in der Spätantike. Er verfügte sicher über einige Pferde für seinen persönlichen Bedarf. Wo aber kann man sich den Stall vorstellen, in dem diese Pferde standen? Ich habe mich dafür entschieden, die Tiere dort unterzubringen, wo Reiter mit ihren Pferden stationiert waren: im Lager der Equites Singulares Augusti auf dem Caeliushügel. Ich betone: das ist eine Hypothese.

Als Kind hatte ich Angst vor Pferden und weiß auch heute nicht allzu viel über sie. Es sind zweifellos faszinierende Tiere und ich mag sie - aus sicherer Entfernung. Ich habe versucht, mir einiges über ihr Verhalten anzulesen, aber es ist gut möglich, dass ich hin und wieder irre. In solchen Fällen bin ich für Hinweise dankbar.

Literatur:

Marcus Junkelmann: Die Reiter Roms, Teil I, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1990, ISBN 3-8053-1006-4

Maureen Carroll: Römer, Kelten und Germanen, Theiss Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-21762-9

Cassius Dio: Epitome of Book 68

Sonntag, 14. Januar 2018

Die römischen Legionen

Das antike Rom wird oft als Militärmacht dargestellt, die ihren Erfolg in erster Linie der Schlagkraft ihrer Legionen verdankt. Ähnlich vereinfachend könnte man entgegnen: Rom war keine reine Militärmacht, und sein Heer bestand nicht nur aus Legionen. Aber die Legionen waren das Herzstück dieses Heeres.

Kaiser Augustus machte den Improvisationen der Republik ein Ende und schuf ein stehendes Heer, dessen Stärke im Laufe der frühen Kaiserzeit zwischen 25 bis maximal 30 Legionen schwankte. In einer Legion dienten 5.000 bis 6.000 Mann. Befehlshaber war ein Legat, ein hoher Offizier senatorischen Ranges. Weitere ranghohe Offiziere waren der Lagerpräfekt, ein Ritter, sowie fünf ritterliche und ein senatorischer Tribun. Ein Soldat, der in einer Legion diente, hieß nicht "Legionär", sondern miles gregarius. Er war römischer Bürger. Acht milites bildeten ein contubernium, eine Zeltgemeinschaft. Zehn dieser Einheiten bildeten eine Centurie, die von einem Centurio kommandiert wurde. Ein miles konnte es in seiner Laufbahn bis zum Centurio bringen. Den ranghöchsten Centurionen stand die ritterliche Laufbahn offen, die allerdings auch ein entsprechendes Vermögen voraussetzte. Zwei Centurien bildeten ein Manipel; eine Kohorte bestand aus drei Manipel. Die Legion wiederum bestand aus zehn Kohorten sowie 120 Reitern für Kundschafter- und Meldedienste. Zur Legion gehörten ein Adlerträger (aquilifer); jedes Manipel verfügte über ein Feldzeichen (signum), das von einem signifer getragen wurde. Befehle wurden durch Hornsignale übermittelt. Der Hornbläser (cornicen) gehörte wie der signifer zum Manipel.

Interessant ist die Stationierung der Legionen im römischen Imperium, wie man sie auf Kartendarstellungen sehen kann, beispielsweise im "Lexikon der Antike", 1978 in Leipzig erschienen (VEB Bibliografisches Institut, S. 316). Die Übersicht zeigt die Verteilung der Legionen unter Kaiser Trajan. In Anbetracht der eher geringen Anzahl dieser Einheiten, gemessen an der Ausdehnung des Reiches, wird klar, dass nicht jeder Grenzposten und jedes beliebige Städtchen von einer Legion geschützt wurde. Unter Trajan standen drei Legionen in Britannien, eine in Nordspanien, eine in Numidien, dem heutigen Algerien, eine in Ägypten. Die meisten Legionen waren an Rhein und Donau sowie an der Ostgrenze des Imperiums von Armenien über Syrien nach Judäa stationiert. Andere Provinzen und Militärstützpunkte - hier sei speziell auf die Kastelle am Limes verwiesen - wurden von Hilfstruppen geschützt. Die Hilfstruppen rekrutierten sich aus den Provinzen und aus verbündeten Völkern. Ein Hilfstruppensoldat wurde bei seiner ehrenvollen Entlassung nach 25 Dienstjahren aus der Armee römischer Bürger. In der Legion betrug die reguläre Dienstzeit 20 Jahre.

Dass die Soldaten durch Waffentraining, Exerzieren, Übungsmärsche, Lagerbau etc. gedrillt wurden, versteht sich. Beim Marsch während eines Feldzuges trug ein Soldat seine komplette Ausrüstung von beinahe 48 kg bei sich. Ein contubernium verfügte zusätzlich über ein Maultier, das Zelt, Handmühle und Schanzpfähle trug.

Die Marschordnung eines römischen Heeres im Feindesland kann man sich folgendermaßen vorstellen: Auf Hilfstruppen, die das Gelände erkundeten, folgte die Vorhut aus einer Legion und Reitern, daran anschließend Männer, die Werkzeuge für den Lagerbau trugen, gefolgt von den Pionieren. Weiterhin die Ausrüstung des Feldherrn und der Stabsoffiziere, bewacht von einer Eskorte, dann der Feldherr selbst mit seinen Leibwächtern. Darauf folgten die Reiterei aller Legionen und die Maultiere mit der Belagerungstechnik. Nun kamen die höheren Offiziere mit einer Eskorte, und die Legionen, anschließend noch einmal Bundesgenossen, gefolgt von der Nachhut, schwerem Fußvolk und Reiterei. Normalerweise legte die römische Armee 30 Kilometer pro Tag zurück, aber in besonderen Situationen wurden auch viel weitere Strecken (50 km und mehr) bewältigt.

Gefechte wurden meist von der Artillerie und Schützen eröffnet, gefolgt von der Reiterei. Die Legionen waren im Kampf um Geschlossenheit bemüht. Die Soldaten schleuderten vor dem Treffen ihre langen Wurfspeere, um anschließend mit Schild und Schwert in den Nahkampf zu gehen. Dabei drängten sie die Feinde mit den Schilden zurück. Die Soldaten im ersten Glied wurden von Zeit zu Zeit abgelöst. Die Schlagkraft der Legionen beruhte auf Disziplin, Organisation, Geschlossenheit und Perfektion. Geschicktes Taktieren und komplizierte Strategien waren keine ausgesprochenen Stärken der römischen Armee der Kaiserzeit. Die Nachfolger des Augustus führten fort, was er begründet hatte. Auch Trajan, der mehrere Kriege führte, verdankte seine Erfolge dem Apparat, den der erste Princeps schuf.

Literatur:

Marcus Junkelmann: "Die Legionen des Augustus", Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1986, ISBN 3-8053-0886-8

Yann Le Bohec "Die römische Armee", Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-06300-5

Peter Conolly "Die römische Armee", Tesloff Verlag Hamburg, 1976, ISBN 3-7886-0180/9

Sonntag, 7. Januar 2018

Der Kalender im alten Rom

In der frühen römischen Republik war die Führung eines Kalenders Aufgabe der Priester. Diese übernahmen es auch, Feiertage öffentlich auszurufen. Cäsar sorgte mit seiner Kalenderreform für mehr Sicherheit und Struktur. Seitdem hatte das Jahr 365 Tage, und aller vier Jahre gab es einen Schalttag, damals entweder am 24. oder 25. Februar. Der römische Name für den Kalender war fasti, von dies fasti = Gerichtstage (Werktage). Die fasti wurden in Rom und anderen Städten auf Steintafeln veröffentlicht und enthielten alle staatlichen Feiertage. Es gab ganze und halbe Feiertage sowie Tage, an denen Volksversammlungen abgehalten werden durften.

Die Tage eines jeden Monats waren noch nicht wie heute durchnummeriert. Es gab drei feststehende Termine, nonae (der neunte Tag vor dem Vollmond), iden (Monatsmitte, Vollmond) und calendae (erster Tag des Monats). Auf welchen Tag genau diese Fixtermine fielen, war von Monat zu Monat verschieden. Beispielsweise fielen die Iden im März, Mai, Juli und Oktober auf den 15., in den übrigen Monaten auf den 13.. Berühmt wurden die Iden des März durch die Ermordung Cäsars. Wollte man einen Tag benennen, der nicht auf einen der Fixtermine fiel, sprach man von soundsoviel Tagen vor den Nonen, vor den Iden und vor den Kalenden. Privatleute hatten Abschriften des öffentlichen Kalenders, wo sie ihre eigenen Termine eintrugen.

In der Frühzeit Roms begann das Jahr an den Kalenden des März. Somit war am ersten März Neujahrsfest. Aber mit der Verlegung des Amtsantritts der Konsuln auf den ersten Januar fing das neue Jahr an diesem Tag an. Unsere Monatsnamen erinnern an die römischen Bezeichnungen, sind teilweise sogar identisch:

Januarius: benannt nach dem doppelgesichtigen Gott Janus, der für das Ende und den Anfang steht

Februarius: nach februare - sühnen im kultischen Sinne

Martius: benannt nach dem Kriegsgott Mars

Aprilis: entweder nach Aphrodite oder nach aperire - öffnen (passend zu den sich öffnenden Knospen

Maius: benannt nach Maia, der Göttin des Wachstums

Junius: zu Ehren der Göttin Juno

Julius: ehemals Quinctilis (fünfter Monat, gerechnet vom ursprünglich ersten Monat März an), trägt zu Ehren von Julius Cäsar dessen Gentilnamen

Augustus: ursprünglich Sextilis (sechster Monat), zu Ehren des Kaisers Augustus umbenannt

September: siebenter Monat (nach alter Rechnung)

October: achter Monat

November: neunter Monat

December: zehnter Monat

Kaiser Trajan hatte keine Ambitionen, sich oder seine Familie im Kalender zu verewigen. Sein Geburtstag war der 18. September. Um diesen Tag zu bezeichnen, rechnete man nicht von den Iden vorwärts, was aus unserer Sicht naheliegend wäre, sondern rückwärts von den Kalenden des Oktober.

Literatur:

Karl-Wilhelm Weeber: Alltag im Alten Rom, Das Leben in der Stadt, Patmos Verlag, Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-69042-0

Montag, 1. Januar 2018

Jahresanfang im alten Rom

Die Jahre wurden im römischen Imperium nach den "ordentlichen" Konsuln benannt, die zu Beginn des jeweiligen Jahres ihr Amt antraten. Der oder das Konsulat war das höchste Amt der Römischen Republik, welches von zwei Männern ausgeübt wurde. In der Kaiserzeit war es eine eher formale Ehre. Erst nach dem Konsulat standen den Senatoren die höchsten Ämter offen. Lange Zeit konnte nur ein ehemaliger Konsul Kaiser werden. Während in der Republik nur bei zwingenden Gründen wie Krankheit und Tod ein Nachfolger innerhalb des Jahres bestimmt wurde, dauerte der Konsulat in der Kaiserzeit nur noch einige Monate, damit genügend Männern diese Ehre zuteil wurde. Die Nachfolgekonsuln waren im Sinne der Ämterlaufbahn "vollwertige" Konsuln. Der ordentliche Konsulat war eine besondere Auszeichnung. Noch prestigeträchtiger war das Amt für die Kollegen des Kaisers. Denn auch die Kaiser wurden Konsuln und drückten darin ihren Respekt vor der Tradition aus.

Trajan wurde insgesamt sechsmal Konsul; den ersten Konsulat erhielt er - logischerweise - bevor er Princpes wurde. Mit seinen Konsulaten war er vergleichsweise bescheiden: Domitian wurde siebzehnmal Konsul. Für Senatoren sind maximal drei Konsulate bekannt und dies war schon eine außergewöhnliche Ehre. Amtsantritt der beiden ordentlichen Konsuln war der erste Januar, der Neujahrstag. Somit kann jener Tag kein Feiertag gewesen sein, an dem Amtsgeschäfte ruhten. Gefeiert wurde trotzdem, schon an den Tagen zuvor, ähnlich wie heutzutage auch. Man wünschte einander ein glückliches Jahr und tauschte Geschenke aus. Gutes Essen und Trinken gehörten ebenfalls dazu.

Zu Beginn des neuen Jahres wurden in Rom und in den Provinzen Gelübde für das Wohlergehen des Kaisers und des Reiches verrichtet. Und der Senat tagte. Von einer solchen Sitzung im Januar berichtet Plinius der Jüngere im zweiten Buch seiner Briefsammlung. Trajan war (ordentlicher) Konsul des Jahres 100 und noch nicht lange in Rom: Erst im Herbst 99 war er aus den Provinzen in die Hauptstadt gekommen. Dass mit seiner Machtübernahme noch längst nicht alle Unsicherheiten ausgeräumt waren, ist aus Plinius' Schilderung deutlich herauszulesen.

Als Konsul leitete Trajan jene Senatssitzung. Bei derartigen Veränderungen musste sich die Oberschicht erst einmal neu ausrichten. Plinius war aufgeregt und sprach sogar von Furcht. Er redete lange und konnte währenddessen seine Unsicherheit ablegen. Der Kaiser beobachtete ihn wohlwollend und zeigte sich fürsorglich, indem er ihn ermahnen ließ, sich nicht zu sehr anzustrengen.

So ernsthaft wie in jener Sitzung ging es im Senat nicht immer zu. Plinius berichtet vom Missbrauch anonymer Abstimmungen über Amtsbewerber: "Bei den letzten Wahlen fand man auf einigen Stimmtafeln viele Späße und sogar abscheuliche Wörter, auf einer aber anstelle der Namen der Kandidaten die Namen derer, die sie vorgeschlagen hatten. Der Senat wurde zornig und wünschte laut auf den, der solches geschrieben hatte, den Zorn des Kaisers herab." (Briefe, IV, 25). Schade, dass Plinius weder die Späße, noch die schlimmen Wörter genauer bezeichnet! Die Witzbolde blieben verborgen, und auch der Zorn des Kaisers wird wirkungslos gewesen sein.

Ein frohes neues Jahr wünsche ich, frei von Zorn und Ärgernissen!

Literatur:

Karl-Wilhelm Weeber: Alltag im Alten Rom, Das Leben in der Stadt, Patmos Verlag, Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-69042-0

Plinis der Jüngere: Sämtliche Briefe, Philipp Reclam jun. , Stuttgart 1998, ISBN 3-15-059706-4