Samstag, 12. Oktober 2019

Die Daker

Manche Geschichtsdokus erwecken den Eindruck, das römische Imperium hätte mit seinen Legionen halb Europa überrollt und die unterworfenen Völker hätten so gut wie keine Chance gegen die Supermacht gehabt. Tatsächlich aber haben römische Truppen viele schwere Niederlagen in Kämpfen gegen die „Barbaren“ einstecken müssen.

Bekannt ist die vernichtende Niederlage des Varus in Germanien. Aber auch andere Völker und Stämme haben römische Truppen in ernste Schwierigkeiten gebracht. Dies trifft besonders auf die Daker zu. Die Daker waren ein Stamm der Thraker. Schon Herodot bezeichnete sie als die tapfersten und gerechtesten unter allen Thrakern. Sie besiedelten im ersten vorchristlichen Jahrtausend ein Gebiet von der heutigen Slowakei und dem nordöstlichen Pannonien bis südlich der unteren Donau bis hin zum Dnestr. Kerngebiet war das heutige Rumänien. Gegen Ende des ersten Jahrtausends v. Chr. büßten die Daker Gebiete ein. Gebiete im Norden des Schwarzen Meeres wurden von den Germanokelten und den sarmatischen Roxolanen besetzt. Die sarmatischen Jazygen drangen in die Theiss-Ebene ein. All diese Völker waren später auch in Auseinandersetzungen mit dem römischen Reich verwickelt.

Vom 2. Jahrhundert vor Chr. an erlebten die Daker einen wirtschaftlichen Aufschwung. Sie hatten die Eisenverarbeitung erlernt und durch ihre Fortschritte bei der Eisengewinnung und Verarbeitung konnten sie effektivere Werkzeuge herstellen, die die Landwirtschaft, aber auch Bergbau und Holzgewinnung erleichterten. Der Aufschwung führte zu einem Anstieg der Bevölkerung, zur Gründung von Siedlungen und befestigten Städten. Seit dieser Zeit kam es aber auch zu verstärkten kriegerischen Aktivitäten. Handel trieben die Daker mit allen Nachbarvölkern: Germanen, Kelten, Skythen, Thrakern, Illyrern, Sarmaten, aber auch mit griechischen und hellenistischen Städten und mit dem römischen Reich. Dies ist durch Funde von Münzen und aus Gegenständen jenes Handels belegt.

Im ersten vorchristlichen Jahrhundert entstand ein erstes dakisches Reich unter König Burebista, dessen Zentrum sich in den Orastie-Bergen in Siebenbürgen befand. Burebista hatte seine Macht stärken können, indem er sich mit den Oberpriestern verbündete und die Gesellschaft neu ordnete. Er versuchte auch, seinen Machtbereich wieder auf frühere Siedlungsräume auszudehnen. Er eroberte schließlich sogar zahlreiche Städte an der Schwarzmeerküste, um zu verhindern, dass sie unter den römischen Machtbereich fielen. Caesar soll dann einen Krieg gegen die Daker geplant haben, aber er wurde ermordet, ehe er an die Ausführung gehen konnte. Auch Burebista fiel einem Anschlag zum Opfer. Vermutlich war er den dakischen Adligen zu mächtig geworden. Die Parallelen zu Rom und zu Caesars Ermordung sind bemerkenswert.

Nach Burebistas Tod fielen Teile des Reiches an verschiedene Fürsten, aber das Zentrum im Orastie-Gebirge blieb bestehen. 87 n. Chr. wurde Decebal König. Er war eine starke und charismatische Persönlichkeit. Als Reaktion auf die Kämpfe mit Rom wurde er schließlich als König über alle Daker anerkannt. Kaiser Domitian erkannte die Gefahr, die von einem geeinigten und neu strukturierten Reich unter der Führung eines furchtlosen und geschickten Mannes ausging. Den Kriegen zwischen Römern und Dakern werde ich mich in gesonderten Texten widmen.

Literatur: „Die Daker“ Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1980, ISBN: 3-8053-0457-9

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