Samstag, 19. Mai 2018

Römische Thermen

Kürzlich verbrachte ich einige Stunden in einer Therme im Elbsandsteingebirge. Ich brauchte Abstand, auch vom Romanprojekt und verschiedenen Persönlichkeiten vergangener Zeiten. Und während ich mich im warmen Wasser ausstreckte und die Seele baumeln lassen wollte, kam mir die Frage in den Sinn: Wer hat es erfunden? Und schon war ich wieder mitten im Thema.

Die Badekultur der alten Römer ist fast schon sprichwörtlich. Die ersten Mietbäder entstanden in Rom Ende des zweiten und im ersten Jahrhundert vor Christus. Jene Bäder wurden von Unternehmern betrieben und der Eintritt war so preiswert, dass sich das Baden zum alltäglichen Vergnügen aller Schichten der Bevölkerung entwickelte. Mitunter konnte man sogar kostenlos baden.

Große Thermen, die unseren heutigen Spaß- und Wellnessbädern nicht nur entsprachen, sondern diese an Pracht und Ausstattung sogar übertrafen, entstanden in der Kaiserzeit. Die ersten nachweislich kaiserlichen Thermen ließ Trajan erbauen. Höchstwahrscheinlich stammten die Entwürfe von Apollodorus, dem Chefarchitekten des Imperators.

Ein Feuer hatte Teile des "Goldenen Hauses" des Kaisers Nero auf dem Esquilin zerstört. Auf den Erdgeschossräumen des ehemaligen Palastes wurden die Thermen Trajans gebaut. Römische Thermen bestanden aus Kaltwasserbad, einem Bad mit lauwarmen Wasser und einem Schwitzbad. Zusätzlich gab es Umkleideräume, Ruheräume, Sportplätze, Speiseräume, Getränkeausschank und dienstbares Personal vom Sklaven, der gegen Bezahlung auf die Kleidung aufpasste bis hin zum Masseur und Friseur. Man konnte gut mehrere Stunden in den Thermen verbringen. Auch reiche, vermögende Römer gingen in die öffentlichen Bäder, um sich sehen zu lassen und Bekannte zu treffen. Sogar die Kaiser badeten gelegentlich in der Öffentlichkeit, und auch Sklaven suchten die Thermen auf. Man kann sich die Thermen als einen ausgedehnten Komplex aus überdachten und nicht überdachten Bereichen vorstellen, in deren Zentren sich meist Kuppeln befanden. Fenster sorgten für Helligkeit, und die Wände der Räumlichkeiten waren mit Marmor verkleidet. Wände und Fußböden wurden beheizt. Das Wasser wurde von Aquädukten in die Stadt gebracht. Die Thermae Traiani wurden von zwei Aquädukten versorgt. Es gab große Wasserspeicher unweit der Thermen. Nero hatte mit seinem Luxusanwesen inmitten der Stadt Ärger erregt, und Trajan gab einen Teil des Geländes an die Öffentlichkeit zurück.

Neben Trajan ließen auch Agrippa, Titus, Caracalla, Diokletian und Konstantin Thermen bauen. Die Ruinen der Caracalla-Thermen in Rom haben mich stärker beeindruckt als das Kolosseum. Man kann die Pracht und Schönheit des ursprünglichen Komplexes nur noch ahnen, aber allein die Überreste sind gewaltig und faszinierend. Mein Geheimtipp ist die Terme Taurine bei Civitavecchia: sehr sehenswert und gut erhalten. Der Ort (römisch Centumcellae) steht in Zusammenhang mit Kaiser Trajan. Er besaß dort ein Landgut und ließ einen Hafen errichten. Plinius der Jüngere erwähnt beides in seiner Briefsammlung (VI, 31).

Literatur:

Peter Conolly "Die antike Stadt", Könemann Verlagsgesellschaft, Köln 1998, ISBN 3-8290-1104-0

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