Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 13. Mai 2018
Die Trajanssäule
Ich möchte der Säule des Trajan einen gesonderten Text widmen. Sie gehört zu den am besten erhaltenen Bauten der römischen Antike und war vermutlich der Prototyp einer Siegessäule mit umlaufendem Reliefband. Leider haben die Reliefs im Laufe der Zeit Schaden genommen. Es gibt Gipsabgüsse davon, die in besserem Zustand sind als das Original. Meine Informationsquelle sind die Kupferstiche von Pietro Santi Bartoli.
Die Trajanssäule überragte das Forum Traiani. Sie wurde auf Senatsbeschluss zu Ehren des Kaisers errichtet. Die Gesamthöhe der Säule beträgt über 35 m, was ungefähr hundert römische Fuß sind, über der sich die Statue des Kaisers erhob, die den Abschluss der Säule bildete. Vom Forum aus konnten Betrachter sie zunächst nicht sehen, weil die Basilika Ulpia und das Reiterstandbild des Kaisers, das ungefähr doppelt so groß war wie das des Marcus Aurelius auf dem Kapitol, in unmittelbarer Nähe die Sicht verdeckten. Sie besteht aus 29 Blöcken von etwa 1,5 m Höhe und einem Gewicht von 32 t. Es wird angenommen, dass eine spezielle kranähnliche Konstruktion errichtet wurde, um diese Blöcke in die Höhe zu hieven. Aber auch Zugtiere und Menschen mit ihrer Muskelkraft waren dabei im Einsatz.
Die Fugen der Blöcke passen noch heute exakt aufeinander. Im Inneren der Säule verläuft eine Wendeltreppe bis nach oben. Ob die Säule ständig als Aussichtspunkt zugänglich war, wissen wir nicht. Denkbar ist aber auch eine Öffnung zu bestimmten Anlässen.
Das Relief der Trajanssäule enthält Szenen aus den beiden Dakerkriegen des Kaisers. Die Darstellungen sind in vielfältiger Hinsicht interessant: sie geben Aufschluss über die Ausrüstung der Soldaten und Offiziere, über Truppenteile, die an den Feldzügen beteiligt waren, über Kleidung und Ausrüstung der Daker und anderer Völker, so der Sarmaten, aber auch über Schiffe, die auf der Donau zum Einsatz kamen. Dennoch handelt es sich um keine realistische Kriegsberichterstattung, sondern um ein ideologisches Programm. Der Kaiser hat einen Bericht über die Kriege verfasst, der vermutlich Caesars Kommentaren über den Gallischen Krieg ähnelte. Sie wurden sicher auch als Quelle genutzt, aber dennoch wurden die Szenen sorgfältig entsprechend ihrer Wirkung ausgewählt, sogar hinsichtlich des Platzes, von wo aus sie zu sehen waren.
Sehr viele Szenen stellen keine Kämpfe oder Schlachten dar, sondern die logistische Vorbereitung, rituelle Opfer vor dem Heer und der Provinzbevölkerung, die Begrüßung des Kaisers in den Städten Moesiens, seinen Kriegsrat oder den Empfang von Gesandtschaften. Dargestellt ist das römische Imperium als überlegene Zivilisation, die im Krieg perfekt organisiert und offensiv vorgeht. Trajan ist nicht nur beispielhafter Feldherr, sondern auch Beschützer der Provinzialen. Seine Sorge um das Reich wird immer wieder herausgehoben. Opfer leitet er selbst und zeigt darin seine Frömmigkeit. Er ist von Beratern umgeben und beobachtet Schlachten meist von einem Aussichtspunkt, was der Realität entsprach. In Schlachten sind die Römer laut Darstellung siegreich und schrecken auch vor Grausamkeiten nicht zurück. Der Kaiser ist in sechzig Szenen zu sehen, in deren Mittelpunkt er steht. Obwohl er sich äußerlich kaum von seinen Begleitern unterscheidet, erkennt man ihn an seiner Position innerhalb der jeweiligen Gruppe. Das gesamte Relief war bemalt, Rückstände von Farbe sind erhalten.
Wie aber betrachtete man die Reliefs? Antike Beobachter konnten nur Szenen der unteren Wendungen erkennen und jene auch nur ausschnittsweise. Lange Zeit wurde vermutet, dass man die Säule aus den Fenstern der umliegenden Bibliotheksgebäude oder sogar von deren Dächern aus betrachtete. Aber auch von erhöhtem Standpunkt sah man immer nur Teile des Reliefs. Vermutlich war einkalkuliert, dass der Betrachter den Stil der Darstellung erfasste und jene Szenen, die er nur noch undeutlich bis gar nicht erkennen konnte, in seiner Phantasie ergänzte. Ich habe inzwischen alle Szenen betrachtet, entweder auf Fotografien oder Kupferstichen, und sie sind mir in gewissem Grade vertraut. Als ich Abbildungen von der Mark-Aurel-Säule sah, erkannte ich sie auf ersten Blick als nicht zur Trajanssäule gehörend. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist der Kaiser selbst: Trajan war rasiert und trug eine schlichte Kurzhaarfrisur, Marcus Aurelius hatte Locken und einen langen Vollbart.
Papst Sixtus V. ließ 1587 die Statue Trajans von der Säule entfernen und durch ein Bildnis des Petrus ersetzen. Ich habe mich oft darüber geärgert, denn schließlich hat Petrus weder einen Bezug zum Forum Traiani, noch zur Siegessäule des Kaisers oder zu den einzelnen Szenen. So etwas wie Denkmalschutz gab es leider damals noch nicht. Aber der Säule hätte Schlimmeres geschehen können - sogar die völlige Zerstörung. Vielleicht hat die Petrusstatue dafür gesorgt, dass sie heute noch in Rom bewundert werden kann.
Literatur:
Annette Nünnerich-Asmus. "Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit?", darin: "Er baute für das Volk", Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2780-3
Die Traiansäule, Die Geschichte des ersten und zweiten dakischen Feldzuges. Kupferstiche aus dem Jahre 1667 von Pietro Santi Bartoli - Die Erklärungen der Reliefs Neubearbeitung und Ausstattung von E. A. P. Dzur, 1941
Wikipedia
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