Sonntag, 11. Februar 2018

Sarmaten im Konflikt mit Rom

Die Sarmaten lebten ursprünglich in den Steppen nördlich des Kaspischen Meeres bis ins westliche Kasachstan. Der Don, der in der Antike als Grenze zwischen Europa und Asien galt, war die westliche Grenze ihres Gebietes. Später lebten sie westlich des Don. Die Sarmaten oder Sauromaten waren ein iranisches Reiternomadenvolk und mit den Skythen verwandt. Der sagenhaften Überlieferung nach gingen skythische Jünglinge Beziehungen mit Amazonen ein, aus denen die Sarmaten entstanden. Die Sarmaten sprachen eine Abart des Skythischen, da die Amazonen die Sprache der Skythen nicht vollständig erlernt hatten. Die Amazonen sollen auf eine Trennung der Sarmaten von den Skythen gedrängt haben, weil sie mit deren Frauenbild nicht zurechtkamen. Die Skythen standen schon länger unter dem Einfluss der alten Griechen: Bei ihnen herrschte Patriarchat, die Frauen ordneten sich den Männern unter.

Bei den Sarmaten hingegen hatten die Frauen mehr Freiheiten. Sie besaßen Waffen und unterstützten die Männer, wenn nötig, im Kampf. Bewaffnete Auseinandersetzungen hatten einen hohen Stellenwert bei den Steppennomaden. Die Sarmaten überfielen andere Völker, um sie zu unterwerfen, und schreckten auch vor Angriffen gegen römische Legionen nicht zurück. Berühmt waren die schweren Panzerreiter, die der Oberschicht jenes Volkes angehörten. Sie sind auf der Trajanssäule dargestellt. Zusammen mit der leichten Reiterei waren sie sehr erfolgreich. Im Jahr 92 vernichteten Sarmaten die römische Legion "Rapax" in der Provinz Pannonien, d.h. auf römischem Territorium. Jenseits der Donau, in der pannonischen Ebene, hatte sich der sarmatische Stamm der Jazygen im ersten Jahrhundert unter römischer Förderung niedergelassen. Ursache für die Wanderung der Sarmaten nach Südwesten war der Druck anderer Völker. Die Sarmaten lebten in mit Filz bezogenen Wohnwagen, auch in Jurten. Sie hielten Vieh, und nur die ärmsten unter ihnen wurden sesshaft und bestellten Felder.

Die Römer sahen in den Jazygen potentielle Bundesgenossen, aber sie benutzten sie auch, um unter den Völkern jenseits der Donaugrenze Zwietracht zu säen. Rom war kein verlässlicher Verbündeter, was allerdings auch an den Konflikten innerhalb des Imperiums (Krisen, Ermordung mehrerer Kaiser) lag. Die Jazygen unterhielten meist gute Beziehungen zu den Quaden (Donausueben), aber auch zwischen jenen Völkern herrschte zeitweise Krieg. Jazygen und Daker hatten meist Probleme miteinander; die sarmatischen Roxolanen hingegen waren Verbündete der Daker. In den Dakerkriegen Trajans waren die Jazygen zunächst Verbündete Roms, aber als der Kaiser sich weigerte, von den Dakern eroberte Gebiete an sie zurückzugeben, wandten sie sich gegen das Imperium und die neue Provinz Dakien, was einen erneuten Krieg zur Folge hatte. Die damalige Lage im Donauraum war hochgradig instabil. Die Kaiser Hadrian und Marc Aurel mussten alle Kräfte aufbieten, um die Grenzen des Imperiums zu schützen.

Die Sarmatin Timea, zunächst nur Nebenfigur, wuchs mir bald ans Herz und wurde zu einer der Hauptfiguren. Ihr Mut und ihre Schlagkraft, ihr aus heutiger Sicht auch grausames Verhalten entsprechen der Überlieferung, wonach die Frauen der Sarmaten Nachkommen von Amazonen waren. Timea ist aber keine Kampfmaschine, sondern zeigt auch ihre weibliche Seite. Aus den Grabbeigaben der Sarmaten wissen wir von der Schönheit der Gebrauchsgegenstände jener Völker, die oft aus Gold gearbeitet und kostbar verziert waren. Die Frauen besaßen bestickte Kleidungsstücke, kunstvoll gearbeiteten Schmuck und Kosmetika bis hin zu Schminkutensilien. Timea ist nicht nur stark und selbstbewusst, sie verliebt sich auch in mehrere Männer ganz unterschiedlichen Charakters.

Mich faszinieren die Steppennomaden und besonders jene, die sich mitten in Europa ansiedelten. Im heutigen Ungarn sind sie nicht in Vergessenheit geraten. In Geschichtsdokus wird oft der Eindruck vermittelt, die Römer hätten das damalige Europa mit ihren Legionen überrollt, während andere Völker machtlos gegen sie waren. Wer die Rekonstruktion eines sarmatischen Kataphraktenreiters sieht, wird begreifen, dass solche Meinungen nichts mit der Realität zu tun haben. Die Panzerreiter der Sarmaten wurden unter Kaiser Marcus Aurelius wieder römische Verbündete und kamen sogar im entfernten Britannien zum Einsatz. Es ist möglich, dass die Artus-Sage von ihnen erzählt. Der Einfluss jener Reiter auf die Ritter des Mittelalters ist offensichtlich. Ich empfehle gern einen wirklich guten historischen Roman: "Die Reiter der Sarmaten" von Gillian Bradshaw.

Literatur:

Gold der Steppe: Archäologie der Ukraine, Archäologisches Landesmuseum, Schleswig, 1991

Gerhard Pöllauer: Die verlorene Geschichte der Amazonen, EBOOKS.AT, Klagenfurt, 2002, ISBN: 3-902096-88-8

Gillian Bradshaw: Die Reiter der Sarmaten (Roman), Goldmann, 1992, ISBN-10: 3442424291

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