Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 8. Oktober 2017
Trajan in Germanien (2)
Colonia Claudia Ara Agrippinensis (Köln)
Wie ich in meinem ersten Beitrag hier schrieb, bin ich in der DDR aufgewachsen. Reisen zu römischen Ruinen kamen für mich eher nicht in Frage. Ich dachte nicht einmal im Traum daran, irgendwann Rom zu sehen - oder gar Italica. Aber die Reisemöglichkeiten zwischen Ost und West lockerten sich bereits vor der Wende. Zweimal durfte ich meine Großmutter in Baden-Württemberg besuchen. Dort sah ich im Limesmuseum Aalen zum ersten Mal echte römische Hinterlassenschaften. Das Museum war faszinierend. Obwohl ich es mir vorgenommen hatte, noch einmal hinzufahren, ist bisher leider nichts daraus geworden.
Während meines zweiten Aufenthaltes in der Bundesrepublik ermöglichte mir meine Großmutter eine Reise nach Köln. Colonia Claudia Ara Agrippinensis war das Zentrum der Provinz Germania inferior. Im Unterschied zu Mogontiacum (Mainz) war es bereits zur Römerzeit eine Stadt mit repräsentativen Bauten, unter anderem einem Prätorium, Verwaltungsgebäude und Amtssitz des Statthalters. Das Prätorium zog mich magisch an. Dort weilte Trajan, als er Mitregent Nervas wurde, und dort hielt er sich auf, als die Kunde vom Tod Nervas eintraf. Colonia Claudia Ara Agrippinensis, kurz CCAA, war nicht irgendeine Station im Leben Trajans, sondern eine besondere: dort begann seine Herrschaft über das römische Imperium.
Die Reise in den Westen, es muss um 1988 gewesen sein, war an sich schon ein Ereignis für mich. Dazu kam die Fahrt mit einem Intercity von Süden nach Norden. Ich hatte keine Ahnung, was mich als DDR-Bürgerin aus dem "Tal der Ahnungslosen" in Köln erwartete. Der Lärm, die Geschäftigkeit und die Menschenmassen im Stadtzentrum überwältigten mich. Zum ersten Mal sah ich Bettler. Das Elend inmitten einer Großstadt schockierte mich. Ich habe es dort nicht lange ausgehalten und war abends völlig überreizt von den Eindrücken. Zum Glück wohnte ich bei meiner Großtante in Mönchengladbach, deren Andenken ich ebenso in Ehren halte wie das meiner Oma.
Die Suche nach dem Prätorium führte mich ins Rathaus. Natürlich hatte ich Rudolf Pörtners "Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit" gelesen und daher meine Vorstellungen, wie man in den ehemaligen Statthalterpalast gelangt - nämlich direkt mit einen Fahrstuhl im Rathaus. Als mir ein Security-Mann entgegen kam, erschrak ich ein bisschen, nahm mich aber zusammen und fragte nach dem Prätorium. Zu meiner Verwunderung wusste der Uniformierte, was ich meinte, und beschrieb mir den Weg zum Museum. Es war ganz in der Nähe, aber ohne die Beschreibung hätte ich den eher unscheinbaren Eingang in der Kleinen Budengasse wohl nicht gefunden.
Das Museum fand ich etwas schaurig, zumal ich die einzige Besucherin war und an der Kasse zwei seltsame Typen saßen. Dennoch ließ ich mir Zeit, ging langsam zwischen den gewaltigen Mauerresten entlang und dachte an die weit entfernte Vergangenheit. Die meisten Überreste stammen aus der Spätantike, aber auch Mauern aus der Zeit, die mich speziell interessiert, sind erhalten.
Anschließend sah ich mir das Römisch-Germanische Museum sowie andere sichtbare Zeugnisse aus der Römerzeit an. Ich weiß noch genau, wie ich am Römerbrunnen stand, der aber nicht zur Römerzeit erbaut wurde, sondern 1915. Natürlich verspürte ich den Wunsch, wieder einmal nach Köln zu reisen, aber ich machte mir keine allzu großen Hoffnungen, dass es noch mal klappen könnte. Sicherheitshalber warf ich eine Münze in den Brunnen, sowas soll ja helfen.
Trajan kannte die CCAA möglicherweise schon von einem früheren Aufenthalt in Germanien, den Plinius im Panegyrikus andeutet. Vielleicht besuchte er auch Vetera am Niederrhein. Zumindest war ihm die Bedeutung des Ortes bekannt, denn er gründete dort eine Stadt, die seinen Namen trug: Colonia Ulpia Trajana beim heutigen Xanten. Der dortige archäologische Park ist unbedingt einen Besuch wert.
Ich bin noch einige Male in Köln gewesen. Das Prätorium-Museum ist heute besser beleuchtet und insgesamt einladender als damals Ende der Achtziger. Der Zufall wollte es, dass wir kürzlich auf der Rückreise von Wien nach Dresden einen Aufenthalt in Köln hatten, der für einen kurzen Bummel und Besuch des Prätoriums reichte. Wer sich für römische Geschichte interessiert, sollte es gesehen haben.
Von Niedergermanien aus zog der Kaiser am Limes entlang Richtung Donaugrenze. Er widmete sich den Provinzen und dem Heer, ehe er im Herbst 99 nach Rom kam.
Literatur:
Rudolf Pörtner: Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit, Econ-Verlag Düsseldorf 1961
Helmut Signon: Die Römer in Köln, Societäts-Verlag Frankfurt, 1970, ISBN 3 7973 0196
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