Montag, 18. September 2017

18.09.17: Vor 1.964 Jahren wurde Kaiser Trajan geboren

Kaiser Trajan wurde am 18.September 53 geboren. Wahrscheinlich war er der erstgeborene Sohn seines Vaters, weil er wie dieser den Vornamen Marcus trug. Doch wir wissen nur von seiner (vermutlich) älteren Schwester Marciana und keinen weiteren Geschwistern. Die Kindersterblichkeit war damals hoch. Der Vater befand sich bei der Geburt eines Kindes nicht im Raum. Der Säugling wurde ihm erst in den Arm gelegt, nachdem er versorgt; d.h. gebadet und eingewickelt war, vermutlich auch gestillt.

Am neunten Tag nach der Geburt bekam ein Sohn seinen Namen (eine Tochter am achten Tag). Zu diesem Zeitpunkt war meist der Rest der Nabelschnur abgefallen. An jenem Tag wurde das Kind rituell gewaschen und es gab ein Fest zum Namenstag, zu dem Verwandte eingeladen wurden, die dem Kind Spielzeug und Amulette als Geschenk mitbrachten. In Rom und Ägypten musste die Geburt eines Kindes amtlich gemeldet werden; seit Marc Aurel galt dies für alle Provinzen und alle gesellschaftlichen Schichten. Innerhalb von 30 Tagen musste der Vater die Geburtsurkunde ausstellen lassen, deren Original bei der Behörde verblieb; die Familie erhielt eine Kopie. Das Kind hatte zur Geburt ein Amulett, die Bulla, erhalten, die es bis zum Erwachsenenalter trug. Jener Zeitpunkt des Übergangs war beim Jungen das Anlegen der Männertoga im Alter von 15-17 Jahren, beim Mädchen die Hochzeit, die bereits früher erfolgen konnte.

Den Geburtstag begann man mit einem unblutigen Opfer am Hausaltar, zu dem Kerzen, Öllampe und auch Weihrauch entzündet wurden. Die Männer dankten ihrem persönlichen Schutzgott (Genius) für die vergangenen Lebensjahre und verknüpften damit die Hoffnung auf möglichst viele weitere Geburtstage bei guter Gesundheit. Die Frauen opferten und dankten ihrer Juno. Zur Feier des Tages trug das Geburtstagskind weiße Kleidung. Familienangehörige, Freunde und auch Klienten fanden sich ein, um zu gratulieren und Geschenke zu überreichen. Auch schriftliche Glückwünsche trafen ein. Dann gab es ein Fest, zu dem Angehörige und Freunde eingeladen wurden. Dieses Fest fiel bei vornehmen, reichen Römern aufwändiger aus als bei einfachen Leuten. Ein Geburtstagskuchen gehörte immer dazu.

Der Geburtstag eines Kaisers war staatlicher Feiertag, der öffentlich begangen wurde. Der Herrscher zeigte sich dem Volk gegenüber großzügig, gab (Lebensmittel-) Spenden und Gladiatorenkämpfe. Die Soldaten vollzogen Gelübde. Der Empfang der Gratulanten und Glückwünsche war aufwändig, denn dass viele Besucher kamen, ergibt sich aus der einmaligen Stellung des Princeps. Schreiben erreichten ihn nicht nur aus Rom und Italien, sondern auch aus den Provinzen. Plinius schrieb Trajan, dass er am 17. September als Statthalter in Bithynien ankam und dies als gutes Omen betrachtete, weil er seinen Geburtstag bereits dort feiern konnte. (Plin., Briefe, X, 17a). Ein weiteres Glückwunschschreiben aus Bithynien an den Herrscher ist überliefert:

"Ich wünsche, o Herr, Du mögest diesen Geburtstag und noch möglichst viele weitere recht glücklich verleben und den in ewiger Verherrlichung blühenden Ruhm deiner Tugenden gesund und schaffensfroh durch immer neue Taten mehren".

Es gibt auch ein Antwortschreiben aus Rom, vermutlich eine Art Serienbrief aus der Kanzlei:

"Ich nehme deine Glückwünsche gern entgegen, mein lieber Secundus, in denen Du den Wunsch aussprichst, dass ich noch möglichst viele und recht glückliche Geburtstage verleben möchte, während unser Staatswesen in Blüte steht." (Plinius der Jüngere, Briefe, X, 88 und 89)

Kaiser Trajan wurde 64 Jahre alt. Die meisten Römer starben zwischen dem 20.-30. Lebensjahr. Ein relativ hohes Alter erreichten nur Angehörige der Oberschicht.

An den Geburtstag des "Optimus Princeps" denke ich jedes Jahr, wenn auch manchmal erst spät am Abend. Da mein Sohn Lucas am 17. September Geburtstag hat, kann ich mir den Termin relativ gut merken. In solchen Momenten bin ich besonders dankbar für die Bekanntschaft mit jener Geschichtsepoche, die mich noch immer fasziniert.

Literatur:

Karl-Wilhelm Weeber: Alltag im Alten Rom, Das Leben in der Stadt, Patmos Verlag, Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-69042-0

Plinius der Jüngere, Briefe, Philipp Reclam jun., Stuttgart, ISBN 3-15-059706-4

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