Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 20. November 2022
Die kritische Phase der Dakerkriege
Die Eroberung des Dakerreiches ist als einer der letzten großen außenpolitischen Erfolge des römischen Imperiums in die Geschichte eingegangen. Dass sie ein gewaltiger Kraftakt mit vielen Verlusten war, sollte auch erwähnt werden.
Ein großes Heer war an der Donau zusammengezogen worden. Drei Heeressäulen marschierten nach Dakien ein. Trajan hatte das Ziel, das Zentrum des Dakerreiches im heutigen Siebenbürgen einzukreisen.
Er selbst führte die Heeressäule an, die sich von Südwesten her näherte. Bei Tapae kam es zu einer großen Schlacht. Der dakische König Decebal, der dort im Jahr 88 eine Niederlage erlitten hatte, kam einer solchen zuvor und zog sich mit seinen Truppen zurück. Das römische Heer folgte ihm bis zu seiner Verteidigungslinie in Südwestsiebenbürgen. Die römischen Soldaten eroberten Ortschaften und töten alle Daker, die ihnen in die Quere kommen. Dem Kaiser gelang der Durchbruch durch den Eisernen-Tor-Pass. Er hielt eine Ansprache an die Soldaten. Der Erfolg war zum Greifen nahe.
Doch die Daker schlugen an anderer Stelle zu. Sie überquerten die Donau und fielen, unterstützt von sarmatischen Panzerreitern, nach Niedermoesien ein, wo sie römische Befestigungen angriffen. Trajan überließ das Kommando über das Hauptheer seinem Freund und Heerführer Sosius Senecio und begab sich von einem Donauhafen aus auf schnellstem Wege an den neuen Kriegsschauplatz.
Der Kaiser musste die Lage dort schnellstmöglich unter Kontrolle bringen, um eine größere römische Niederlage zu vermeiden. Begleitet wurde er von seinen Gardereitern. Legionen mussten Kontingente an den neuen Frontabschnitt abstellen, die auch von Hilfstruppen unterstützt wurden. Eine Legion aus Pannonien marschierte an die untere Donau. Zwei Legionen der Rheinfront wurden nach Pannonien beordert. Roms Kräfte standen auf der Kippe.
Der Heerführer Laberius Maximus zählte in dieser kritischen Situation zu den wichtigsten Helfern Trajans. Die ersten Erfolge erreichten die Römer schon, ehe Trajan an der neuen Front ankam.
Zu diesem Zeitpunkt muss ein Sklave des Laberius gefangen genommen worden sein, wovon Plinius in einem Brief an Trajan (X, 74) berichtete. Jener Mann war in Moesien (d.h., auf römischem Territorium) von einem Heerführer Decebals aufgegriffen worden. Der dakische König hatte ihn dem Partherkönig Pacorus geschenkt – ein Hinweis, dass der Dakerkönig, weitreichende Bündnisse gegen Rom anstrebte. Der Sklave hatte zunächst am Hofe des Pacorus gedient, konnte jedoch fliehen und begab sich nach Bithynien in der heutigen Türkei. Dort hielten ihn zwei Bäcker gewaltsam fest und ließen ihn für sich arbeiten. Er floh schließlich zu einer Statue des Kaisers – Trajan. Die Aktion hatte zur Folge, dass er vor den Statthalter – Plinius – gebracht wurde und ihm von seinem bewegten Leben erzählte. Plinius sandte ihn nach Rom zu Trajan. Was der Sklave des Laberius vom parthischen Hof zu berichten hatte, war von großem Interesse für den Kaiser. Pikanterweise war der ehemalige Dienstherr jenes Mannes, Laberius Maximus, zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon in Ungnade gefallen.
In der Dobrudscha kam es zur größten Schlacht der Dakerkriege. Die Römer siegten unter großen Verlusten. Karl Strobel schätzt, dass die Verluste der römischen Truppen ein Drittel betrugen. Bei einer Heerstärke von 50.000 – 60.000 Mann war das ein gewaltiges Blutbad. Der Kaiser ließ einen Grabaltar (das sogenannte Tropaeum Traian) errichten, wo jährlich Gedenkfeierlichkeiten und Leichenspiele stattfanden. Noch Ende des Jahres 101 muss die Siegesnachricht in Rom eingetroffen sein. Doch was wäre geschehen, wenn Decebals Vorstoß nach Moesien einen Rückzug Trajans, die Schwächung der Position Roms und ein vorzeitiges Kriegsende unter ungünstigen Bedingungen zur Folge gehabt hätte? Man mag sich ein solches Desaster kaum ausmalen. Der Partherkrieg endete für Trajan nicht so, wie er das erhofft hatte. Beim Rückzug konnte er immerhin das Gesicht wahren. Doch die Verluste an Menschenleben waren immer erheblich. Mir stellt sich an dieser Stelle wieder einmal die Frage: Wozu sind Kriege da?
Literatur:
Karl Strobel: "Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte", Verlag Pustet, Regensburg 201, ISBN 978-3-7917-2172-9
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