Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 19. April 2020
Antoninus Pius
Titus Aurelius Fulvus Boionius Arrius Antoninus wurde am 19. September 86 bei Lanuvium (heute Lanuvio) in Latium geboren. Doch erst 138, im Alter von 52 Jahren, wurde er Kaiser. Auch M‘. Laberius Maximus stammte aus Lanuvium. Es ist anzunehmen, dass man einander kannte. Die Familie des Vaters und Großvaters des Antoninus, die Aurelii, stammten aus Nemausus in Gallien, dem heutigen Nîmes. Da liegen freundschaftliche oder gar verwandtschaftliche Beziehungen zur Kaiserin Plotina nahe, die ebenfalls aus Nîmes stammte. Doch Genaueres lässt sich nicht sagen, da nicht einmal der Name ihres Vaters vollständig bekannt ist.
Der Großvater des Antoninus wurde unter Domitian Konsul. Antoninus wuchs in Lorium auf. Als Kind stand er unter dem Einfluss seines Großvaters väterlicherseits, später jedoch wuchs er bei seinem Großvater mütterlicherseits auf, Arrius Antoninus, einem zweifachen Konsul, der sowohl den Flaviern als auch Trajan und Hadrian nahestand. Im Jahr 110, vierundzwanzigjährig, heiratete Antoninus Faustina die Jüngere, Tochter des Annius Verus und der Rupilia Faustina. Rupilia Faustina war Tochter der älteren Matidia und Trajans Großnichte. Antoninus Pius soll ein angenehmer Mensch gewesen sein, ein bewährter Staatsmann mit guten Umgangsformen, bodenständig, in seiner Freizeit das Landleben liebend, aber er war auch Literaturliebhaber. Auf Grund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen war er sehr vermögend und zählte in den letzten Jahren Hadrians zu den führenden Senatoren. Porträts zeigen einen gutaussehenden Mann mit kurzgeschnittenem Vollbart und lockigem Haar. Es war die Frisur Hadrians. Der Kaiser prägte seine Zeit auch durch seine Haar- und Barttracht.
Die Historia Augusta berichtet, Annia Galeria Faustina hätte einen zweifelhaften Ruf gehabt. Es ist gut möglich, dass der Hass des Senats auf ihre Tochter, die Mutter des späteren Kaisers Commodus, auf sie zurückwirkte. Das Ehepaar hatte vier Kinder, aber zwei Mädchen und ein Sohn starben und es überlebte nur eine Tochter, Faustina die Jüngere. Sie war dann auch der ganze Stolz ihres Vaters. Leider starb sie bereits im Alter von etwa 35 Jahren. Sie wurde umgehend zur Staatsgöttin erhoben. Antoninus heiratete nicht wieder, sondern lebte seitdem mit einer Konkubine zusammen.
Antoninus Pius war Kaiser zweiter Wahl. Als der kinderlose Hadrian einen Nachfolger suchte, entschied er sich 136 zur Adoption des L. Ceionius Commodus bzw. Aelius Caesar. Jener Mann war Stief- und Schwiegersohn des Avidius Nigrinus, eines der 117/118 hingerichteten vier Konsulare. Ein Akt der Wiedergutmachung mit einer einflussreichen Familie und ihren Anhängern ist denkbar. Außerdem wurde Hadrian und Ceionius ein intimes Verhältnis nachgesagt. Doch der Wunschnachfolger Hadrians war gesundheitlich nicht stabil und starb bereits Anfang 138. Nun drängte die Zeit, denn Hadrian war schwer krank. Er adoptierte deshalb Antoninus, der seinerseits Marcus Aurelius und Lucius Verus adoptierte. Verus war der Sohn des verstorbenen Aelius Caesar.
In den letzten Lebensmonaten Hadrians bemühte sich Antoninus sehr um ihn. Er soll sogar einen Selbstmordversuch des Kaisers verhindert haben und war bei seinem Tode zugegen. Hadrians Verhältnis zum Senat war nicht gleichbleibend gut gewesen, und der Senat wollte ihm sogar die Apotheose (Vergöttlichung) verweigern. Antoninus setzte jedoch alle gebührenden Ehren für seinen Adoptivvater durch. Der Senat verlieh ihm den Beinamen Pius, wofür in der Antoninus-Biografie der Historia Augusta mehrere verschiedene Gründe aufgeführt werden. Pietas, Frömmigkeit, woraus sich das heutige Wort Pietät ableitet, war eine sehr geschätzte altrömische Tugend. Antoninus wurde auch mit dem alten König Numa Pompilius verglichen.
Womöglich hat Hadrian Lucius Verus Marcus Aurelius vorgezogen. Beide waren aber noch zu jung, um zu herrschen. Als Antoninus Kaiser wurde, bevorzugte er Marcus Aurelius und verheiratete ihn mit seiner Tochter.
Antoninus war wegen seines vorgerückten Alters wohl als Übergangskandidat angesehen worden. Aber er regierte 23 Jahre lang, was ziemlich viel ist für die damalige Zeit. Er verließ Italien nicht mehr, was beim Volk von Rom wie auch beim Senat gut ankam. Er hielt sich am liebsten auf seinen Landgütern auf, wo er sich persönlich um die Landwirtschaft kümmerte. Große militärische Offensiven sind während seiner Regierung nicht zu verzeichnen. Es gab Auseinandersetzungen an mehreren Grenzen, die der Kaiser durch seine Legaten (Generäle) erledigen ließ. In Britannien wurde der Antoninswall nördlich des Hadrianswalls errichtet. Antoninus wurde zum Imperator ausgerufen. Auch in Obergermanien wurde der Limes nach Norden und Osten vorverlegt. Es gab Konflikte in Mauretanien, Ägypten und Dakien. Im Osten kam es zu Spannungen mit den Parthern, die wieder einmal die Thronfolge in Armenien bestimmten. Antoninus ließ bereits Truppen und erfahrene Heerführer in den Osten des Imperiums verlegen. Der Krieg brach jedoch erst unter seinen Nachfolgern aus.
Antoninus regierte mit Umsicht und seine Herrschaft war eine Zeit der Stabilität. Sein ausgeglichenes Wesen und seine Menschlichkeit wurden gerühmt und spiegeln sich in seinem Beinamen Pius wider. Im Alter von siebzig Jahren starb er nach kurzer Krankheit in Lorium, wo er aufgewachsen war. Er wurde allgemein betrauert. Der Senat erhob ihn zum Staatsgott. Seinen Wunschnachfolger Marcus Aurelius hat er wie einen eigenen Sohn aufgezogen und an seine künftigen Aufgaben herangeführt. Dieser Erfahrungsschatz kam Marcus zugute, denn die Folgejahre wurden von Krisen bestimmt.
Literatur:
Historia Augusta: „Antoninus Pius“, Artemis-Verlag Zürich und München, 1976, ISBN 3 7608 3568 6
Hildegard Temporini „Die Kaiserinnen Roms“, Verlag C.H. Beck, München, 2002, ISBN 3 406 49513 3
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