Sonntag, 5. August 2018

Der Partherkrieg Trajans

Im Herbst des Jahres 113 verließ Kaiser Trajan mit seinen Gardeeinheiten Rom und brach zum Partherkrieg auf. Für jenen Feldzug ist die Überlieferung, wie für Trajans gesamte Regierung, sehr spärlich. Der parthische König Osroes oder Chosroes, der zu jenem Zeitpunkt mit zwei weiteren Königen um das Großkönigtum im Partherreich konkurrierte, setzte den Klientelkönig Roms in Armenien ab und ersetzte ihn durch seinen Wunschkandidaten. Damit verstieß er gegen den Vertrag von Rhandeia, der im Jahr 63 geschlossen worden war. Auch damals, unter Nero, war es zum Krieg gekommen, weil sich die Parther in Armenien eingemischt und den von Rom eingesetzten Klientelkönig vertrieben hatten.

Der Vertragsbruch der Parther war der offizielle Kriegsgrund Trajans. Cassius Dio bezeichnet die Ruhmsucht des Kaisers als wahren Grund für die Offensive. Einige moderne Historiker folgen ihm darin. Es geht mir nicht darum, den "Optimus Princeps" von diesem Vorwurf zu entlasten, sondern ich möchte darlegen, in welcher Tradition sich Trajan bewegte und wie sich das Verhältnis zwischen Römern und Parthern nach seiner Herrschaft entwickelte.

Die Parther waren ein bedeutender Gegner Roms im Osten des Imperiums. Das Partherreich umfasste etwa den heutigen Iran und Mesopotamien. Kleinere Königreiche waren abhängig von den damaligen Supermächten, zwischen denen ein ständiges Kräftemessen herrschte. Man kann sagen, dass es immer wieder Kriege zwischen Römern und Parthern gab, denen Kompromisse und Vereinbarungen folgten, die früher oder später wieder gebrochen wurden, was zu neuen Kriegen führte.

Bereits Crassus hatte gegen die Parther gekämpft, aber eine schwere Niederlage erlitten. Er selbst wurde getötet und die Römer verloren ihre Feldzeichen. Cäsar wollte Rache nehmen und plante einen Partherfeldzug, aber er wurde ermordet, ehe er ihn beginnen konnte. Marcus Antonius zog gegen die Parther zu Felde, unterstützt von Kleopatra. Auch dieser Versuch endete mit einer Niederlage. Nur mühsam und unter großen Verlusten gelang Antonius und seinen Truppen der Rückzug nach Armenien.

Augustus schloss Frieden mit den Parthern, bestand aber darauf, dass Rom fortan die Thronfolge in Armenien regelte. Unter Nero kam es, wie schon erwähnt, erneut zum Krieg. Zu jener Zeit war Trajans Vater wahrscheinlich schon in den Senat aufgestiegen. Der Sohn, damals zehnjährig, erlebte dies schon bewusst mit und kannte Einschätzungen der römischen Außenpolitik durch den Vater. Mitte der siebziger Jahre war Trajans Vater Statthalter in Syrien und verhinderte einen drohenden Krieg. Er wurde mit militärischen Ehren ausgezeichnet. Sein Sohn diente unter seinem Oberbefehl als Militärtribun. Es ist denkbar, dass ihn die damaligen Erlebnisse geprägt haben. Inwieweit sie in den Jahren 113-117 sein Handeln bestimmten, kann man jedoch nur vermuten, denn überliefert ist nichts davon.

Sollte Ruhmsucht ein Kriegsgrund Trajans gewesen sein, wurde dies durch ihn und seinen Stab weder bekanntgegeben, noch reflektiert. Ich halte ein solch persönliches Motiv des Kaisers speziell beim Partherkrieg für unwahrscheinlich. Trajan war sechzig Jahre alt, als er aufbrach. Sieben Jahre lang hatte Frieden geherrscht. Die Dakerkriege hatten dem Kaiser den Kriegsruhm verschafft, der zur Legitimation seiner Herrschaft wichtig war. Der Erfolg in Dakien beruhte aber auch auf mehreren, teils verlustreichen Feldzügen Domitians. Die Beute aus den Dakerkriegen wandte Trajan auf, um Rom in großem Stil zu verschönern und dem Volk Spiele zu geben.

Aus Bithynien berichtete Plinius nach Rom, dass der pontische König Sauromates dringende Nachrichten für Trajan hätte, und unterstützte dessen Gesandten mit einem Reisepass. War ein Konflikt im Osten des Reiches abzusehen? Wurde der Kaiser nach der Absetzung des Axidares durch die Parther von diesem selbst, vielleicht auch von Provinzialen oder dem Senat gebeten, die Lage zu bereinigen?

Nach den überwältigenden Erfolgen der Römer in Armenien und Mesopotamien kam es im Jahr 115 zur Wende: Trajans Truppen mussten gerade erst gewonnene Gebiete an die Parther abtreten, Aufstände niederschlagen und sich geordnet nach Syrien zurückziehen. Eine große Schlacht war verloren, ein Legionslegat gefallen, die Belagerung von Hatra erfolglos. Trajan starb, ohne das alte Problem im Osten des Imperiums dauerhaft gelöst zu haben, wie er vielleicht gehofft hatte. Seine Nachfolger Hadrian und später Antoninus Pius konnten drohende Konflikte mit den Parthern durch Verhandlungen und die Präsenz von Stärke abwenden. Aber bereits unter Marcus Aurelius kam es zu einem schweren Konflikt, der zum Krieg führte: Wieder hatten die Parther entgegen der Vereinbarung mit Rom die Thronfolge in Armenien bestimmt und waren in die römische Provinz Syria eingefallen. Erst als die römischen Truppen weit nach Mesopotamien eindrangen und die parthische Residenz Ktesiphon niederbrannten, bat der Großkönig um Frieden. Die Eroberungen des Kaisers Septimius Severus in Mesopotamien waren nicht von Dauer - und auch er scheiterte wie Trajan vor Hatra.

Dauerhafte Gebietsgewinne waren für das römische Reich meist langwierige Unternehmungen. Für Trajan ist nicht nachweisbar, ob er zu Beginn seines Feldzuges soweit vordringen wollte, wie er es dann getan hat. Auf jeden Fall war sein Partherkrieg kein isoliertes, wahnwitziges Unterfangen. Nach dem Willen Hadrians zog Trajans Statue im Triumph über die Parther in Rom ein. Der Misserfolg wurde übergangen. Die Ehrung seines Adoptivvaters war Hadrians Legitimation, zumal die Adoption angezweifelt wurde. Die römische Volksseele wurde gestreichelt und streichelte sich selbst. Trajan blieb der Beste, es war - alles eine Frage der Bewertung! - so gewollt. Ich habe mich gelegentlich gefragt, warum er diesen Krieg geführt hat, der die Kräfte des Reiches und seine eigenen überstieg. Dabei beging ich den Fehler, den Kaiser mit neuzeitlichen Maßstäben zu beurteilen – was jedoch schwer zu vermeiden ist.

Dass Trajan ein kriegsbegeisterter Herrscher war, wie Cassius Dio schrieb, lässt sich nicht nachweisen. Mein Protagonist Gaius steht dem letzten Feldzug seines geliebten Kaisers kritisch gegenüber. Er ist ja Kriegsversehrter. Als Bloggerin werte ich den Partherkrieg Trajans anhand der überlieferten Fakten und im geschichtlichen Kontext. Als Romanautorin habe ich die Ereignisse kritischer dargestellt - bezogen auf neuzeitliche Politik.

Literatur:

Cassius Dio, Epitome of Book 68

Annette Nünnerich-Asmus: Traian, darin: Bellicosissimus Princeps? von Michael Alexander Speidel, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8035-2780-3

2 Kommentare:

  1. Danke, sehr gut und kompakt zusammengefasst.

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  2. Aber gerne - ich wüsste gern mehr, aber die Quellen geben leider nur wenig her.

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