Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 29. Juli 2018
Wer will der Beste sein?
Mir wurde kürzlich die Frage gestellt, worin ich die Beste sein möchte. Der Fragesteller kannte weder meinen Roman, noch dessen Titel. Ich habe seine Frage nicht in positivem Sinne beantworten können. Aber sie beschäftigt mich. Wollte ich überhaupt jemals in irgendeinem Bereich die Beste sein?
Auf den "Optimus Princeps" Trajan bezogen, lässt sich der Sachverhalt einigermaßen fassen und definieren. Er galt zunächst als "bester Kaiser", und zwar von Anfang seiner Regierung an. Eine Interessengruppe im Senat hatte ihm zur Macht verholfen und indem verkündet wurde, er sei als Bester im Jupitertempel erwählt worden, war der Anspruch formuliert, an dem seine gesamte Herrschaft gemessen wurde. Er hat sich diesem Anspruch gestellt und wurde am Ende seiner Regierung weiterhin für würdig befunden, jenen Titel - nun in der gesteigerten Form "Optimus" zu tragen - auch posthum. Keinem anderen Kaiser nach ihm wurde er verliehen. Denn: Nur einer konnte der Beste sein. Dass der Partherkrieg, den Trajan in seinen letzten Lebensjahren führte, ein Misserfolg war, schadete seinem Ansehen nicht. Mir wird an dieser Stelle klar, dass ich der Bewertung des Partherkrieges einen gesonderten Text widmen möchte.
Der römische Kaiser war, wenn er seine Aufgabe ernst nahm, eine völlig öffentliche Person. Er identifizierte sich mit seinem Amt, seinen Pflichten, seiner Vorrangstellung und mit dem beinahe göttlichen Nimbus, der ihn umgab. Seine Stellung war elitär, aber dennoch hatte er, wollte er als der Beste beurteilt werden, wenig persönlichen Spielraum. Er musste sich um eine grundlegende Akzeptanz nicht nur durch die Oberschicht, sondern auch durch Heer und Volk bemühen. Er besaß beinahe unumschränkte Macht, aber er stellte sich in den Dienst des Staates und folgte den damals herrschenden politischen, ethischen und moralischen Grundsätzen der Schicht und Gruppierung, deren Exponent er war. Das erscheint paradox, ist aber logisch: Bester oder Beste wird man durch Bewertung, und positiver Bewertung geht Anpassung voraus.
In der modernen Individualgesellschaft ist es, könnte man meinen, wenig erstrebenswert, sich der Bewertung durch Andere derart zu unterwerfen. Fakt ist aber: Die heutige Welt wird von einem harten Wettbewerb dominiert. Nicht nur im Berufsleben herrscht das Streben nach unablässiger Verbesserung, nach "Optimierung", nach immer mehr Wachstum und Effizienz. Der Gradmesser der Optimierung ist ökonomischer Erfolg. Nun ist gegen ökonomischen Erfolg nichts einzuwenden. Problematisch ist, wenn sich alles darauf reduziert. Und längst wird auch im Privatleben fleißig optimiert: Man wetteifert um das schönste Heim, die vorzeigbarste Karriere, die erfolgreichsten und gleichzeitig liebenswertesten Kinder, und darüber hinaus möchte man den fittesten, leistungsfähigsten Körper formen. Nicht nur Ziele, sondern auch Zwischenziele müssen messbar sein, weiß jeder Coach. Ich hatte mal eine Coaching-Ausbildung begonnen und kenne das Prinzip.
Jeder Mensch braucht in gewissem Maße Anerkennung und Bestätigung aus dem Umfeld, in dem er lebt. Auch ich bin ehrgeizig und weiß, wie sehr Ziele motivieren können. Aber für mich sind Glück, Zufriedenheit und persönliches Wachstum nur durch Treue zu mir selbst erreichbar. Mein Roman "Im Banne des Besten" gehört zu meinem Weg. Es gibt keinen Bereich und keinen Wettbewerb, in dem ich die Beste sein möchte. Den eigenen Weg gehen heißt auch, Ablehnung und Unverständnis in Kauf zu nehmen. Aber ich bin bereit, hin und wieder - nicht immer und nicht überall! - mein Bestes zu tun.
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