Sonntag, 6. Mai 2018

Das Trajansforum

Das bekannteste Bauwerk des Architekten Apollodoros ist das Trajansforum. Es war das letzte und größte Kaiserforum und der schönste Platz im antiken Rom. Noch in der Spätantike war Kaiser Constantius II. überwältigt vom Anblick des Forums, das wie kein anderer Bau den Glanz Roms während seiner Blütezeit repräsentierte.

Wer heute die Überreste des Forums betrachtet, kann diese Begeisterung kaum nachvollziehen. Es wurde zum Teil überbaut und antike Bauwerke dienten im Mittelalter als Steinbrüche. Als ich 2008 in Rom war, erblickte ich die Trajanssäule inmitten der - überwiegend modernen - Häuserfronten und an jenen Moment werde ich mich immer wieder erinnern. Das Forum liegt einige Meter tiefer als die heutigen Straßen. Es war, als ich dort war, nicht zugänglich und der Sockel der Säule war eingerüstet. In Rom entsteht derzeit ein archäologischer Park, der das Gelände um Kolosseum und die Foren umfasst, und ich hoffe, dass eines Tages wieder größere Bereiche betreten werden dürfen. Sehenswert sind die an das Forum angrenzenden Märkte Trajans, heute Museum. In den Märkten befanden sich auch Büros und Verwaltungsgebäude für das Forum, das aber damals durch eine Mauer von den Märkten abgetrennt war.

Mit dem Bau des Forum Traiani wurde 107 begonnen. Zuvor musste ein Ausläufer des Quirinal abgetragen werden und die Märkte, die ab ca. 100 errichtet wurden, dienten auch zur Stabilisierung des Hanges. Die Ausdehnung des Forums betrug 300 x 180 Meter, der Platz in der Mitte war 200 x 120 Meter groß. Dort befand sich das Reiterstandbild des Imperators. Auf Rekonstruktionszeichnungen wird die großzügige Gestaltung deutlich. Vielleicht spendeten Bäume angenehmen Schatten. Heller Marmor dominierte neben vergoldeten Statuen, Trophäen und Standarten. Die überdachten Wandelhallen und das Innere der Basilika Ulpia sowie der beiden Bibliotheksgebäude wirken auf Abbildungen angenehm kühl.

Auf dem Forum fand das öffentliche Leben statt. Vor allem Gerichtsverhandlungen wurden abgehalten. Verdiente Persönlichkeiten erhielten Ehrenstatuen. Kaiser Hadrian ließ auf dem Trajansforum zu Beginn seiner Herrschaft Schuldscheine verbrennen. Und natürlich war das Forum ein Ort, um zu sehen und gesehen zu werden. Es gibt verschiedene Ausführungen über die Programmatik Trajans, die sich im Forum manifestierte. War es der Form eines Feldlagers nachempfunden, oder hatte es eher zivilen Charakter? Sollte es Rom, das Imperium, verherrlichen oder vorrangig den Kaiser und seine Familie? Ich bin der Meinung, dass alle Faktoren ineinander spielten. Ob man das Forum als überladen, protzig oder würdig-pietätvoll bezeichnet, ist auch Frage des persönlichen Geschmacks. Natürlich werden öffentliche Gebäude und Plätze heute völlig anders gestaltet. Mir gefallen Rekonstruktionszeichnungen des Forums sehr gut. Es wirkt erhaben, klar strukturiert und ist längst nicht so überladen wie manches barocke Bauwerk. Als ich in einem der letzten Beiträge schrieb, ich würde mir vielleicht doch einen Zeitsprung ins alte Rom wünschen, dachte ich vor allem ans Forum Traiani, das ich gern in seinem ursprünglichen Zustand sehen würde.

Zu Beginn des Jahres 112 wurde das Forum mit der Basilika Ulpia eingeweiht. Im Jahr 113 waren die Trajanssäule und die Bibliotheksgebäude fertiggestellt und wurden der Öffentlichkeit übergeben. Dennoch wurde am Bereich hinter der Basilika noch gebaut. Erst unter Hadrian wurde das Forum vollendet, insbesondere der Tempel, in dem Trajan und Plotina nach ihrem Tode verehrt wurden. Der Sockel der Säule war von vornherein als Grabmal für den Kaiser und seine Gattin konzipiert.

Vor zehn Jahren habe ich es bedauert, dass ich das Forum Traiani nicht betreten durfte. Mein Protagonist Gaius kommt noch vor der offiziellen Einweihung des Forums in den Genuss einer privaten Führung. Mit dieser Schilderung habe ich mir einen Wunsch erfüllt.

Literatur:

Annette Nünnerich-Asmus. "Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit?", darin: "Er baute für das Volk", Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2780-3

Peter Conolly "Die antike Stadt", Könemann Verlagsgesellschaft, Köln 1998, ISBN 3-8290-1104-0

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